Chili con Mais und Kidneybohnen ist ok. Chili con Tütchen aber nicht.
Der Name sagt es schon: Beim heutigen Gericht geht es um scharfe Pfefferschoten und Fleisch. Um die Erfindung des Gerichts streiten sich Texas, New Mexico und Arizona, drei US-Staaten die sich eine gemeinsame Grenze mit Mexico teilen. Und das mittelamerikanische Land hatte sicher den größten Einfluss auf das feurige Fleischgericht, was nicht zuletzt auch am spanischen Namen zu erkennen ist. Der Schmortopf enthielt ursprünglich übrigens weder Kidneybohnen noch Mais. Obwohl ein teutonisches Chili ohne diese beiden Zutaten kaum denkbar oder zumindest für einige der geladenen Gäste zutiefst enttäuschend wäre. Vielleicht hat sich das Ganze nicht ohne Grund in dieser Konstellation etabliert: die Bohnen sorgen für eine sämige Sauce und der Mais liefert Farbtupfer und Süße. Und beide Zutaten entsprechen unserer Idee eines vermeindlich mexikanischen Gerichts.
Wer also denkt, Mais und Bohnen wären problematisch, der macht sich unbegründete Sorgen – sie sind vielleicht nicht authentisch doch immerhin passend und lecker. Viel problematischer ist eine andere Zutat oder besser ein Zutatenmix. Früher habe ich meinen Freund Kristian oft dabei erwischt wie er ein Tütchen Maggifix in sein Chili con Carne gestreut hat. Wobei „erwischen“ das falsche Wort ist, denn er tat es ganz unverblümt und völlig ohne schlechtes Gewissen: „Quatsch mich nicht voll, das muss so!“ sagte nicht nur sein Blick, wenn ich das Ganze kritisch kommentierte.
Doch die Sorge, man würde ohne das Gekrümel bei der Zubereitung versagen, ist völlig unbegründet und so bereitet mittlerweile auch Kristian sein Chili ohne Tütchen und sehr lecker zu.
Wirft man einen Blick auf die im Päckchen enthaltenen Zutaten, lässt sich das Ganze schnell als Mogelpackung entlarven: Der Inhalt – zum Kilopreis von knapp 40 € – besteht zur Hälfte aus Tomaten- und Paprikapulver. Auf dem Bild links erkennt man sehr schön die knallrote Farbe. Für kostengünstiges Füllmaterial und zur Bindung der Sauce sorgen Weizenmehl, Stärke sowie pulverisiertes Sonnenblumenöl. Wer chemisch interessiert ist, weiß: Mit Maltodextrinen, einem Gemisch unterschiedlich langer Kohlenhydratketten, lassen sich Öle und Fette zu Pulver verarbeiten. So landen beispielsweise die kleinen Fettaugen auf der Oberfläche einer gekörnten Hühnerbrühe.
Doch zurück zur Mogelpackung: Darin sind sogar ein paar weniger zweifelhafte Zutaten enthalten. Neben Knoblauch- und Zwiebelpulver findet man Koriander, Chili, Kreuzkümmel und Lorbeer auf der Liste. Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass man das alles doch sowieso in der Vorratskammer hat. Genau richtig. Zwar nicht immer in pulverisierter Form, doch Tomatenmark, Zwiebeln und Knoblauch muss man meist nicht extra einkaufen. Und die Kombination aus Kreuzkümmel, Koriander und Lorbeer ist in vielen orientalischen Gewürzmischungen, gemeinhin „Curry-Pulver“ genannt, enthalten. Auf das fixe Tütchen kann man also gut und gerne verzichten. Worauf man viel mehr Wert legen sollte, ist die Qualität des verwendeten Fleisches. Am besten, man lässt sich das Hackfleisch vom Metzger frisch wolfen.
📖 Rezept
Rezept für Chili con Carne
- 400 g gemischtes Hackfleisch
- 2 EL Weizenmehl
- 1 EL Rapsöl
- 100 g Tomatenmark
- 4 geschälte Paprika aus dem Glas
- eine große Zwiebel
- eine Knoblauchzehe
- 200 ml Rotwein oder Traubensaft
- 500 g passierte Tomaten
- eine Dose Kidney Bohnen
- eine kleine Dose Mais
- ein EL Curry-Pulver
- Chili und Salz zum Abschmecken
- ein Stück dunkle Schokolade mit ca. 70 % Kakao-Anteil
- Koriandergrün oder Petersilie zum Anrichten
In einem großen Topf etwas Rapsöl bis kurz vor den Rauchpunkt erhitzen und darin das Hackfleisch mit Mehl bestäubt, kurz anbraten. Zerkleinern lässt es sich übrigens am besten, indem man es mit einem Schneebesen zerdrückt. Tomatenmark, 10 g Salz und Curry-Pulver zufügen und auch die abgezogene, fein gewürfelte Zwiebel und Knoblauchzehe dazugeben. Alles etwa 5 Minuten weiter anrösten. Mit Rotwein oder Traubensaft ablöschen und die Flüssigkeit auf die Hälfte reduzieren. Die Paprika aus dem Glas abtropfen lassen, mundgerecht würfeln und zusammen mit den passierten Tomaten, den Kidney Bohnen (ich gebe die Hälfte des Einlegesuds mit dazu) und dem abgetropften Mais zufügen. Alles sämig einkochen und dabei nach Wunsch mit Chili (frisch oder getrocknet) und Salz abschmecken. Zum Schluss – für den gewissen Twist – ein Stück dunkle Schokolade in das Chili rühren. Das macht das Ganze noch mexikanischer. Alles mit fein geschnittenem Koriander oder Petersilie servieren. Ach ja, ein Klecks Schmand darf natürlich nicht fehlen.
Wer Lust auf Chili sin carne hat, nimmt einfach verschiedene Bohnen, Linsen und Erbsen als Fleischersatz.