Es wird feurig-feurig
Vor ziemlich genau einem Jahr bin ich mit 4 Freunden für ein verlängertes Wochenende nach Lissabon gefahren. Wir kamen recht spät und ziemlich hungrig in unserer Unterkunft mitten in der Altstadt der portugiesischen Metropole an. Auf der Suche nach einem netten Lokal wies uns eine veritable Rauchwolke den Weg. Den Ursprung des Qualms fanden wir in einer kleinen Gasse auf einer gut gefüllten Terrasse: ein längs aufgesägtes Ölfass. Die Hälften der Tonne waren eher provisorisch nebeneinander aufgebockt, mit ordentlich Kohle gefüllt und einem Gitter als Grillfläche versehen. Es kann so einfach sein, zumindest, wenn sich Ordnungsamt, Feuerwehr und Anwohner in Toleranz üben oder selbst dort essen gehen und einen Blick auf die Szenerie haben. Genauer betrachtet, machte der Außenbereich des Restaurants auch eher den Eindruck eines Plateaus zwischen zwei Treppen. Nach dem Motto: Stell Tische, Stühle und einen Grill auf und schwuppdiwupp – schon hat das Restaurant eine Terrasse. Mein Gott, man muss auch nicht alles so kompliziert machen.
Auf dem Grillrost lagen verschiedene Fische, Schweinekoteletts und ein geplättetes Huhn. Letzteres erwies sich als eines der Nationalgerichte Portugals: Frango Piri-Piri, was sich mit „Huhn feurig-feurig“ übersetzen lässt. Bei Piri-Piri handelt es sich eigentlich um eine Chili-Sorte. Von Mexiko aus verbreiteten sich die kleinen Schoten rund um die Welt. Dank portugiesischer Seefahrer tragen heute auch in einigen afrikanischen Staaten feurige Gerichte den Namen der sehr scharfen Chilis. Auf Swahili, der ostafrikanischen Landessprache, heißt „Piri“ übersetzt „Pfeffer“.
Heute ist in Portugal der feurige Namenszusatz ein Synonym für scharfe Gerichte: Neben Huhn findet man auf so mancher Speisekarte z. B. Camarão Piri Piri, also scharfe Garnelen. Doch beim heutigen Rezept geht es um Hähnchen. Der Clou liegt neben der Chili-Marinade darin, dass es im Ganzen auf dem Grill oder im Backofen landet. Wie schon erwähnt, wird es dafür flach ausgebreitet.
📖 Rezept
Zutaten für 4 Personen:
- 1 Bio-Huhn
- je 4 Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren
- 2 rote Paprika ohne Haut aus dem Glas
- 1 Knoblauchzehe
- 4 EL Zitronensaft
- 1 frische Chili – Schärfe nach Vorliebe
- 100 ml mildes Olivenöl
- Salz und Zucker zum Abschmecken
Für die Piri-Piri-Sauce die Chili grob zerkleinern und in einen Mixbecher geben. Soll es etwas weniger Piri werden, die Kerne und die weißen Trennwände weglassen. Die Paprika aus dem Glas abtropfen lassen und zusammen mit der Chili, Zitronensaft und der abgezogenen Knoblauchzehe fein pürieren. Alles kräftig mit Salz und etwas Zucker abschmecken. Anschließend weitermixen und langsam das Olivenöl hineinlaufen lassen. Das Gemüse schälen und in mundgerechte Spalten schneiden. In einer Schüssel mit 3-4 EL Sauce mischen und mittig auf ein Backblech verteilen. Das Huhn auf die Brust legen und mit einer stabilen Schere das Rückgrat mit zwei Schnitten rechts und links daneben heraustrennen. Das Huhn umdrehen und flach drücken. Lassen Sie sich nicht von den knackenden Geräuschen irritieren. Das Huhn von beiden Seiten mit der Piri-Piri-Sauce bestreichen. Mit der Haut nach oben auf das Gemüse legen und bei 180 °C Heißluft ca. 45 Minuten garen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten: Den halben Hahn bestellten wir an einem anderen Abend in einer idyllischen und unglaublich landestypisch wirkenden Taverne. Serviert wurde und der arme Vogel allerdings in kleinen Stücken. Aufgrund der zahlreichen Knochensplitter im Trümmerhuhn konnte man den Eindruck gewinnen, jemand hätte das Zerteilen mit einer Axt erledigt, und zwar mit deren breiten Rückseite. Aber vielleicht muss das ja so sein. Viele klassischen Gerichte treiben im Laufe der Zeit ja auch seltsame Blüten.