Teil 23: Wie verschränkte Arme zur Erfindung der Brezel inspirierten

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Torsten Kluske

Die besten Geschichten schreibt das Leben. Oder etwa nicht?

Eine wunderbare Legende, die sich um die Erfindung der Brezel rankt, stammt aus dem Schwabenländle. Hofbäcker Frieder, ein herausragender Meister seines Fachs, war bei seinem Landesherrn Graf Eberhard in Ungnade gefallen. Dank seiner schmackhaften Kreationen bekam der Bäcker jedoch eine letzte Chance, dem Strick zu entkommen: „Back einen Kuchen, lieber Freund, durch den die Sonne dreimal scheint, dann wirst du nicht gehenkt, dein Leben sei dir frei geschenkt“.

Lassen wir die so lyrisch vorgetragenen Ungereimtheiten bezüglich des Sinns eines dreifach gelöcherten Gebäcks einmal beiseite und folgen dem weiteren Verlauf der Erzählung: Während Frieder sich den Kopf zermarterte, wie das gewünschte Backwerk wohl aussehen müsste, stand seine Frau, sichtlich genervt von der ausbleibenden Kreativität des Gatten, mit verschränkten Armen im Sonnenlicht vor ihm. Mit sehr viel Fantasie lässt in dieser Verrenkung die Brezelform erahnen und auch der Name passt entsprechend. Das Wort „Brezel“ geht auf das Wort „Brachium“, die lateinische Bezeichnung für „Oberarm“, zurück. So ging Frieder nicht nur ein dreifaches Licht auf, er entkam auch dem Strick.

Und es gibt noch eine weitere launige Geschichte. Die erklärt die ungewöhnliche Vorgehensweise bei der Zubereitung der Brezeln: Sie werden nämlich vor dem Backen kurz in einer Lauge gebrüht. Bäcker Anton Nepomuk Pfannenbrenner verwechselte angeblich Mitte des 19. Jahrhunderts Zuckerwasser mit Lauge, als er seine beliebten Brezeln glasieren wollte. So kamen sie zwar wenig süß doch drall und gut gebräunt aus dem Ofen.

Im Gegensatz zur Geschichte ist wissenschaftlich fundiert, dass Teiglinge eine beschleunigte Bräunung durch die Lauge erfahren: Die nach Ihrem Entdecker benannte „Maillard-Reaktion“ sorgt für appetitliche Farbe und Geschmack und läuft in alkalischer Umgebung schneller ab.

📖 Rezept

Wer das Ganze einmal selbst ausprobieren möchte, benötigt für 10 leckere Brezeln:

  • 500 g Mehl Typ 550
  • ½ Block frische Hefe
  • 330 ml warmes Wasser
  • 30 g Zucker
  • 10 g Salz
  • 30 g Natron
  • 1 Liter Wasser

Das warme Wasser in eine Rührschüssel füllen, die Hefe hineinbröseln, Mehl, Salz und Zucker zufügen und alles 10 min. in einer Küchenmaschine mit einem Knethaken zu einem glatten Teig kneten. Mit einem feuchten Tuch abgedeckt eine Stunde gehen lassen, bis sich das Teigvolumen verdoppelt hat. Den Teig in 10 gleiche Portionen aufteilen und jeweils zu einer langen Rolle ausrollen. Die Enden sollten etwas dünner sein. Natron und Wasser in einem Topf verrühren und aufkochen. Aus den Teigrollen Brezeln formen und nacheinander je 30 sek. in die kochende Natronlauge geben. Dabei die Teiglinge etwas bewegen und anschließend mit einer Lochkelle herausnehmen. Auf ein Backblech mit Backpapier legen, mit etwas grobem Salz bestreuen und an der dicken Stelle einschneiden. Im vorgeheizten Backofen 20 min. bei 220 °C Umluft backen.

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