Ein gefülltes Ei reist um die Welt.
Um den Stabreim der Überschrift auch optisch zu unterstützen, habe ich mich für die ungewöhnliche Schreibweise entschieden. Hamburg führt seine Gäste schließlich auch ins Centrum. Die heutige culinarische Creation stammt vom großen Paul Bocuse, der das Rezept alljährlich zum Neujahrsfest per Postkarte verschickte: Eine Suppe, die in Ihrem Namensgeber gekocht wird. Inhalt und Schüssel verschmelzen wortwörtlich, da ein ordentlich fädenziehender Käse zum Einsatz kommt. Der sorgt auch dafür, dass man über die Konsistenz der fertigen Suppe diskutieren kann. Und auch wenn die Spanne bei Suppen zwischen dünnflüssiger, klarer Bouillon, cremigem Süppchen und stückigem Eintopf weit gefasst ist, sprengt die Bocuse´sche Kürbisbombe den Rahmen. Böse Zungen könnten das Ganze vielmehr als Püree bezeichnen.
Doch schauen wir uns die Zutaten der „Soupe de courge à la crème“ einmal genauer an: Der Titel des Gerichts sagt es schon, es geht um Kürbis und Sahne. Bocuse mochte es anscheinend üppig und so fand ich ein Video, in dem er einen Kürbis, der so gerade eben auf einem Backblech in den Ofen passte, mit viel Brot, viel Käse und noch mehr Sahne füllte. Natürlich getoppt von einem Flöckchen Butter (100 g).
Zum Schluss der Sendung schöpfte er eine erstaunlich flüssige Suppe direkt aus dem Kürbis auf die Teller. Erstaunlicherweise zog auch der Käse dabei keinerlei Fäden. Vielleicht wurde heimlich mit einem Mixstab nachgeholfen. Wir werden es nie erfahren.
Das Original-Rezept kommt mit 5 Zutaten aus, die einfach in den von Kernen befreiten 3-4 kg schweren Muskatkürbis gefüllt werden:
2 Liter Sahne — 100 g Butter — 3 Scheiben Sandwich-Toast oder Weißbrot (ca. 200 g) — 200 g Gruyère — Salz
Und ich habe es ausprobiert: Nach gut 2 Stunden ist der Kürbis im Inneren einigermaßen weich. Brot, Butter, Sahne und Käse haben sich zu einer beeindruckenden, dickflüssigen Masse vereint. Ja, das ist echt mächtig aber lecker. Es erinnert an ein Käsefondue, bei dem der ein oder andere Brotwürfel nicht mehr am Pikser hielt und er in der Tunke versenkt wurde. Doch dann ist „Soupe“ sicherlich nicht die erste Assoziation, die einem ob der Konsistenz in den Sinn kommen würde. Auch wenn alles fließt – in diesem Fall doch eher zäh.
📖 Rezept
Daher habe ich mir erlaubt, das Gericht hinsichtlich der üppigen Kalorien und Konsistenz etwas zu modifizieren. Ich hoffe, ich habe damit den Geist von Bocuse nicht verschreckt:
Kürbissuppe nach Paul Bocuse
Für 4 Portionen als Vorspeise
- 1 Muskat- oder Hokkaido-Kürbis (ca. 2 kg)
- 1 Knoblauchzehe
- 30 g Butter
- 200 ml trockener, säurebetonter Weißwein (z. B. Riesling)
- 700 ml Gemüsebrühe
- 200 ml Sahne
- 100 g Crème fraîche
- 100 g Bergkäse (z. B. Gruyère)
- 2 Scheiben Toastbrot gewürfelt
- Salz, Muskatnuss und Pfeffer zum Abschmecken
Den Kürbis 30 Minuten im Backofen bei 160 °C vorgaren. So lässt er sich leichter bearbeiten.
In der Zwischenzeit die Knoblauchzehe in der Butter anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen und diesen auf ¼ einkochen. Crème fraîche, Gemüsebrühe, Toastbrotwürfel, Sahne und den geriebenen Bergkäse zufügen und alles mit einem Stabmixer oder in einem Standmixer möglichst fein mixen. Mit Salz, Muskatnuss und Pfeffer kräftig abschmecken.
Aus dem Kürbis rund um den Stiel mit einem kleinen Messer einen Deckel ausschneiden. Dabei das Messer schräg halten, damit eine größere Auflagefläche entsteht und sich der Deckel besser aufsetzen lässt. Mit einem Löffel die Kerne und das faserige Material aus dem Kürbisinneren kratzen. Den Boden des Kürbisses vorsichtig und nicht zu stark bearbeiten, da dort die Suppe sonst beim Garen herausläuft.
Die vorbereitete Suppe in den Kürbis füllen und bei 160 °C Umluft 1,5-2 Stunden in den Backofen schieben. Am besten aus etwas Alufolie einen Ring formen und darauf den Kürbis auf einem Backblech möglichst gerade ausrichten.
Der Kürbis ist fertig, wenn das Fruchtfleisch im Inneren weich ist.