Teil 34: Zimtsterne naschen mit gutem Gewissen

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Torsten Kluske

Wer selber backt, darf maßlos zugreifen.

Noch vor ein paar Jahren stand im Supermarkt meines Vertrauens im Gewürzregal ein Gläschen mit der dicken Aufschrift „Ceylon-Zimt“. Zu moderaten Preisen. Heute sind die Gläschen nur noch mit „Zimt“ beschriftet und auch kein Schnäppchen mehr. Das ist im Grunde eine doppelte Preiserhöhung, denn mit ziemlicher Sicherheit stammt das darin enthaltene Gewürz nicht mehr aus Ceylon, also Sri Lanka, sondern aus Südchina. Diese etwas schärfer und derber schmeckende Sorte ist wesentlich billiger als der edlere Ceylon-Zimt.

Optisch sind die beiden unterschiedlichen Sorten in gemahlener Form nicht zu unterscheiden, wohl aber in ihrer Wirkung. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass vor ein paar Jahren vor dem Verzehr großer Mengen von Zimtsternen gewarnt wurde. Auch heute noch wird davon abgeraten: Wegen des hohen Cumaringehalts von Keksen mit Cassia-Zimt sollte man nicht mehr als 24 Stück pro Tag essen. Zumindest nicht bei einem Körpergewicht von 60 kg. Sonst drohen Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen.

Das gilt aber nicht, wenn man zum Backen Ceylon-Zimt verwendet. Der enthält kaum Cumarin und man kann so viele Kekse naschen, wie man möchte. Zumindest wird einem nicht blümerant wegen des Zimts werden. Vielleicht kann man irgendwann keine Sterne mehr sehen, doch man wird keine Sterne sehen, wenn mir der Kalauer erlaubt ist. Selber backen ist also nicht nur eine wunderbare Beschäftigung in der Weihnachtszeit, sondern hat durchaus Vorteile, denn seien wir ehrlich: Die auf Gewinn maximierte Lebensmittelindustrie wird für Ihre Kekse eher nicht den teureren Ceylon-Zimt verwenden. Also ran an den Herd.

📖 Rezept

Für ein Backblech voller Kekse benötigt man:

  • 300 g gemahlene Mandeln
  • 150 g Puderzucker
  • 1 Ei
  • 1,5 TL Ceylon-Zimt
  • 1 EL Amaretto
  • Prise Salz

Für den Zuckerguss:

  • 125 g Puderzucker
  • 2 EL Zitronensaft

Alle Zutaten gut miteinander vermischen und mit einem Nudelholz zwischen zwei Lagen Backpapier etwa 0,5 cm dick ausrollen und ausstechen. Idealerweise in Sternenform. Im vorgeheizten Backofen bei 150 °C etwa 12-15 min backen. Auskühlen lassen und mit der Glasur aus Puderzucker und Zitronensaft bestreichen.

Viele Rezepte verwenden nur Eiweiß für den Teig und auch für die Glasur. Das bringt aber keine Verbesserung und ich vermute eher, dass es aus der Idee entstanden ist, übrig gebliebenes Eiweiß zu verarbeiten.

Wer die Feiertage gut überstanden hat, wird im Mai vielleicht wieder auf Kumarin stoßen: Auch Waldmeister, der klassischerweise der Maibowle den Geschmack verleiht, enthält größere Mengen davon. Im Zimt fällt es wegen anderer intensiver Aromen nicht so auf, aber Cumarin ist für den Geruch von Heu verantwortlich. Das ist auch der Grund, warum man Waldmeister für einen intensiveren Geschmack vor der Verwendung trocknet. Wenn Ihnen also nach Genuss von zu viel Maibowle schwindelig und übel wird, schieben Sie es auf das Cumarin. Am Alkohol wird es sicher nicht liegen.

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