Teil 46: Toast Hawaii – Fernweh aus der Dose

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Torsten Kluske

Wie die Ananas auf dem Schinken landete

Mein Freund Olf schickte mir ein Bild eines perfekt zubereiteten Toast Hawaii mit der Beschreibung: „Schnell, schmackhaft, gut, günstig, retro und stets beliebt!“ Treffender hätte es auch Clemens Wilmenrod, der legendäre Fernsehkoch und angebliche Erfinder dieser Delikatesse, nicht ausdrücken können. Doch warum trägt der Klassiker eigentlich den Namen des Aloha State?

Es gibt nicht nur kein Bier auf Hawaii, auch die Ananas war dort nicht zu finden. Erst James Dole, der 1901 die „Hawaiian Pineapple Company“ gründete, pflanzte die süßen Früchte in großem Stil auf der Insel an. Anfangs verrotteten die empfindlichen Früchte während des Transports, doch das Konservieren ebnete den Weg zum Erfolg: Noch bevor Tiefkühlkost die Gefriertruhen eroberte, setzten sich in Dosen haltbar gemachte Lebensmittel durch. Und schon bald landete die in Scheiben geschnittene Ananas auf dem Schinken.

Süßes, exotisches Obst auf salzigem Schweinefleisch eroberte das Nachkriegsdeutschland im Sturm. Diese Kombination überraschte, galt sie in den 50er Jahren doch als kulinarische Revolution. Zugleich herzhafte und süße Speisen waren damals noch eine Seltenheit und versprühten den Charme des Exotischen: Fernweh in Dosen. Der Toast Hawaii traf den allgemeinen Geschmack und ebnete den Weg für allerlei, teils grausame Variationen: von der Pizza bis zum Schnitzel.

Vorteilhaft war sicher auch die einfache Zubereitung, für die mir Olf noch zwei gute Tipps von seiner Frau mit auf den Weg gab: Nimm anstelle von normalem Toastbrot einen guten Vollkorntoast und bestreiche es dünn mit Crème fraîche. Der Knackpunkt ist dabei einen „guten Vollkorntoast“ zu finden. Doch dazu zum Schluss mehr. Es folgt zunächst die Zubereitung von Toast Hawaii. Wenn es denn eine Anleitung benötigt:

📖 Rezept

Toast Hawai für 4 Personen:

  • 4 Scheiben gutes Toast (siehe Hinweis weiter unten)
  • 4 EL Crème fraîche
  • 4 Scheiben Ananas aus der Dose
  • 4 Scheiben Kochschinken
  • 4 Scheiben Cheddar
  • 2 Cherry-Tomaten (wenn es unbedingt sein muss: 4 Cocktail-Kirschen)

Das Brot toasten, dünn mit Crème fraîche bestreichen und mit einer Scheibe Schinken, einem Ananasring sowie dem Käse belegen. In die Mitte die halbierte Cherry-Tomate mit der Schnittfläche nach oben setzen. Auf der höchsten Backofenebene direkt unter dem Grill im Ofen gratinieren, bis der Käse geschmolzen und leicht gebräunt ist.

Falls sich jemand an den Dosen-Früchten stört: Frische Ananas verbessert das Ergebnis nicht. Ihre Enzyme zersetzen die Proteine in Milchprodukten, was einen bitteren Geschmack erzeugt. Besser geeignet ist daher ungezuckerte Dosenananas. Sie stammt aus reifen und somit aromatischen Früchten, die direkt verarbeitet werden. Durch das Konservieren sind die Enzyme außer Gefecht gesetzt. Ein weiterer Vorteil der Dosenware: Wie viele andere nicht-klimakterische Obstsorten reift Ananas nach der Ernte nicht nach. Sie wird zwar weicher, entwickelt aber weder mehr Süße noch komplexere Aromen. Besser man erntet sie vollreif und verarbeitet sie direkt.

Zu höheren kulinarischen Ehren verhilft man einem Toast Hawaii vielmehr durch die schon erwähnte Verbesserung des Toasts. So ein Supermarkt-Toast hat ja nicht den besten Ruf und Geschmack. In der nächsten Kolumne hebe ich das eher langweilige Brot mit Sauerteig und Roggenmehl auf ein neues Niveau.

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Über Mich

Als Trommler und Echo-Preisträger mit der Popband VIVID, war ich zunächst wenig in Sachen Kulinarik sondern vielmehr auf großen Bühnen unterwegs. Das Kochen habe ich dann im Laufe der Jahre autodidaktisch gelernt und bin damit ziemlich weit gekommen:

Zunächst als deutscher Meister der Hobby-Köche und Gewinner diverser TV-Koch-Wettbewerbe. Aus der Leidenschaft wurde schließlich Profession

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