Teil 8: Blue Cheese Dressing

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Torsten Kluske

Die beliebteste Käsesorte in Deutschland ist Gouda. Es folgen Camembert, Emmentaler und Butterkäse. Greift man zu industriell hergestellten Supermarktprodukten, spielt die Reihenfolge keine Rolle, denn die Mitglieder des Quartetts haben eines gemeinsam: Sie sind nur kurz gereift und schmecken deswegen nach nichts. Es sind die Warmduscher unter den Käsesorten.

Selbst wenn man einen vermeintlich kräftigen Käse auswählt, z. B. mit Blauschimmel, ist Deutschland eher das Land der kulinarischen Bergaderaufbremser. Lediglich bei einem gereiften Sauermilchkäse verliert der Harzer und der Hesse die Contenance, denn da kann es auf einmal nicht reif genug sein.

In Frankreich steht der herzhafte Roquefort an dritter Stelle der Beliebtheitsskala – ein Blauschimmelkäse, der für den ungeübten Gaumen eine Herausforderung darstellt. Und auch andere Länder zeigen eine Vorliebe für intensiven, blauschimmeligen Geschmack. Obwohl der Gorgonzola auf der italienischen Hitliste natürlich keine Chance gegen Parmesan und Mozzarella hat, hat er es doch zu Weltruhm gebracht. Gleiches gilt für den britischen Stilton, womit ganz nebenbei auch die europäische Blauschimmel-Trinität perfekt wäre.

2019 brachte dann eine Nachricht das Himmelreich zum Beben: Zum besten Käse der Welt wurde – ausgerechnet im italienischen Bergamo – ein Blauschimmelkäse aus den USA gekürt. Der “Rogue River Blue“ aus Oregon setzte sich gegenüber 3.000 angetretenen Konkurrenten als Sieger durch. Erstaunlich, dass ausgerechnet das Land der unbegrenzten Süßigkeiten heimlich still und leise eine solche Leidenschaft für den herzhaften Käse entwickelte. Obwohl – man hätte es ahnen können, denn einer der beliebtesten Salatsaucen dort ist das Blue Cheese Dressing.

Und so ist der Blauschimmelkäse trotz oder wegen des intensiven Geschmacks auf der Reise von der alten auch in der neuen Welt angekommen.

Seine blaugrüne Marmorierung verdankt der Käse übrigens ganz bestimmten Schimmelkulturen, z.B. Penicillium roqueforti. Mit diesen Sporen, die traditionell auf Roggenbrot gezüchtet werden, impft man die Schafs- oder Kuhmilch, bevor sie mit Hilfe von zugefügtem Lab in Quark und Molke getrennt wird.

Während der Reifezeit des gepressten und rund geformten Käsebruchs, wird dann der Leib mehrfach mit einer Hohlnadel eingestochen. Durch dieses, „Pikieren“ genannte Verfahren, gelangt Luft ins Innere des Käses. So kann sich der Schimmel weiter ausbreiten und es entstehen die typischen, blaugrünen Adern im Inneren.

Den eigenwilligen Geschmack entwickelt der Käse erst im Laufe der Reifung unter anderem durch Methylketone, die von bestimmten Enzymen produziert werden. Je nach Pilzkultur, Reifezeit und Lagerbedingungen entstehen so teils milde, teils geschmacklich extrem herausfordernde Aromen.

Erstmals erwähnt wurde ein Käse, der der Beschreibung nach an einen Gorgonzola oder Roquefort erinnert, schon 79 nach Chr. von Plinius dem Älteren, einem römischen Gelehrten.

Wann der Käse, verarbeitet in einer Sauce, erstmals auf einem Salat landete, ist dagegen historisch nicht belegt. Der große Erfolg kam durch die ungewöhnliche Kombination aus Selleriestangen, Buffalo Chicken Wings und Bluecheese-Dressing: In vielen Fast-Food-Restaurants wurde dieses Trio schnell zum Bestseller und, auch wenn es grausam klingt, einen frittierten und mit Ketchup-Buttersauce glasierten Hähnchenflügel in Blue Cheese-Dressing zu tunken: Es schmeckt erstaunlich lecker.

📖 Rezept

Das Dressing ist schnell zubereitet:

  • 50 g Blauschimmel-Käse
  • 50 g Mayonnaise
  • 50 g Schmand
  • 50 ml Buttermilch

Mayonnaise, Schmand und Buttermilch in einer Schüssel glattrühren. Den Käse fein zerkrümeln und unterrühren. Zum Schluss alles mit Salz und Pfeffer würzen und mit einem Spritzer Zitronensaft und etwas Zucker abschmecken.

Blauschimmel-Angsthasen nehmen eine milde Sorte oder bröseln einfach etwas weniger davon in das Dressing.

Das eignet sich als Dip oder Tunke für Gemüsesticks oder als Sauce für kräftige Salatsorten, beispielsweise Rauke, Löwenzahn oder Radicchio.

Wie man die schon erwähnten Buffalo Chicken Wings zubereitet und gleichzeitig eine gute Brühe entsteht, darum wird es in der nächsten Kolumne gehen.

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