- Kolumne
Teil 55: Eton Mess – No more no less

Torsten Kluske
Ein ordentlich unordentliches Dessert
Heute geht es um einen Dessertklassiker mit ungewöhnlichem Namen: Eton Mess – frei übersetzt etwa „das Durcheinander aus Eton“. Zum ersten Mal tauchte das chaotische Dessert 1893 in den Annalen der Elite-Uni nahe London auf. Geschmacklich überzeugt die Mischung aus zerbröseltem Baiser, Früchten und Sahne auf ganzer Linie. Spontan fällt mir nichts ein, was man weglassen oder hinzufügen könnte, um die süße Köstlichkeit zu verbessern. Die Herausforderung liegt eher im Anrichten – man könnte meinen, der Name entstand erst beim Anblick des fertigen Werks.
Ganz anders verhält es sich bei einem ebenfalls weltbekannten Dessert aus denselben Zutaten: 1935 schuf Herbert Sachse, ein Koch aus dem australischen Perth, zu Ehren der berühmten russischen Ballerina Anna Pavlova ein Tutu aus schneeweißem Baiser. Mit Früchten und Sahne bastelte er daraus eine Torte, die mit Eton Mess nur dann Ähnlichkeit hat, wenn man sie versehentlich fallen lässt oder sich eine hungrige Meute darauf stürzt.
Bis heute ist das Dessert unter dem Namen der Ballerina eines der Nationalgerichte Australiens und Neuseelands. Beide Länder streiten sich übrigens auch bis heute um die Erfindung der Pavlova. Denn schon 1927 gab es in Neuseeland eine Süßspeise unter diesem Namen. Ziemlich viel Tohuwabohu um eine Nachspeise.
Doch egal ob messy oder stylish: am Ende zählt der Geschmack. Und geht es um die Zubereitung, spricht vieles für die ursprüngliche Version aus Eton: In kleinen Portionen lässt sich ein Baiser um einiges schneller backen, als in Form eines aufgebauschten Ballett-Kleids. Und wenn man das Zutaten-Durcheinander in einem Glas schichtet, sieht das Ganze sogar ganz adrett aus. Und so bleibt es am Ende, was es ist: Eton Mess – no more, no less.
📖 Rezept
Für 4 Gläschen mit je ca. 200 ml Volumen benötigen Sie:
- 200 ml Sahne
- 200 g frische Erdbeeren
- 100 g gefrorene Früchte nach Wunsch
- 100 g und 2 TL Puderzucker
- 2 Eiklar
- eine Prise Salz
Für die Baisers Eiklar mit einer Prise Salz steif schlagen und dabei nach und nach 100 g Puderzucker unterrühren, bis ein fester glänzender Schaum entstanden ist. Die Masse in einen Spritzbeutel füllen und in etwa 3 cm großen runden Tupfern mit etwas Abstand zueinander auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech spritzen. Bei 110 °C Ober-/Unterhitze ca. eine Stunde trocknen lassen. Sie sollten bis zum Kern durch und durch knusprig sein. Nach Bedarf die Backzeit etwas verlängern.
In der Zwischenzeit die Erdbeeren säubern und vierteln. Die gefrorenen Früchte mit 1 TL Puderzucker vermischen und bei Zimmertemperatur auftauen und etwas saften lassen. Die Sahne steif schlagen und zum Schluss ebenfalls mit 1 TL Puderzucker süßen.
Die fertigen, abgekühlten Baisers in grobe Stückchen zerteilen und nun alles in Gläser schichten. Arbeiten Sie nicht zu pingelig, es darf ruhig etwas chaotisch aussehen.
In England werden alle Zutaten meist in einer großen Schale vermischt. Aber man muss es nicht übertreiben, die Kunst liegt darin, es ordentlich unordentlich aussehen zu lassen.
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