62: Grillen im Park. Wie früher mit 20.

Ob Grillen im Park, auf dem Balkon oder im Garten, am Ende zählt vor allem eins: Wie wird das Fleisch eigentlich gar?

Ein Beitrag von Torsten Kluske

Leitung, Strömung und Strahlung - Wie die Hitze ins Fleisch gelangt

Wir waren mit Freunden im Park. Die Kinder sind aus dem Haus oder haben eine andere Vorstellung der Freizeitgestaltung und es ist wieder wie früher: Man spielt eine Runde Wikingerschach, trinkt ein Bierchen und chillt auf der mitgebrachten Picknick-Decke. Kurz gesagt, man fühlt sich wie 20 und ist schon fast irritiert, wenn es dann doch gelegentlich im Knie und Rücken zwickt.

Jessi und Olly hatten einen kleinen, runden Grill mit pfiffiger Konstruktion mitgebracht: In einem zentral positionierten Stahlbehälter werden die Kohlen mittels Ventilator entfacht. Damit nichts in die Glut tropft, ist der Rost direkt über der Heizquelle mit einer runden Abdeckplatte versehen. In unserer Jugend reichte und ein Aluschalengrill von der Tanke aber wir sind ja nicht mehr 20 und man kann sich ja auch mal was gönnen.

Dabei spielt die Art des Grills keine große Rolle für das Ergebnis: Beim Grillen wird mit Strahlungshitze gegart. Und diese Infrarotstrahlung geht von einer Heizquelle aus. Deswegen grillt man in der Regel auf einem Rost.

Der Begriff „Grillen“ ist übrigens vom lateinischen Wort „craticulum“ abgeleitet, was eben genau „kleiner Rost“ bedeutet. Die beschriebene Metallabdeckung über dem Kohlebehälter wäre demnach keine Grill-, sondern eine Bratfläche. Beim Braten gart das Fleisch durch Wärmeleitung, also direkten Kontakt mit der Heizquelle. Da man aber nicht direkt auf der Abdeckung brät, sondern auf einem Rost darüber, geht es wieder um Strahlungshitze, die die heiße Platte abgibt.

Paradox wird es beim oft zitierten „indirekten Grillen“. In diesem Fall befindet sich die Heizquelle nicht mehr unter dem Grillgut, sondern daneben. Das Ganze funktioniert nur, wenn sich über dem Rost ein Deckel befindet. In diesem geschlossenen Garraum gart man mittels zirkulierender Luft. Wenn Sie dabei an einen Ofen denken, liegen Sie genau richtig, denn die Hitze wird per Konvektion, also Wärmeströmung übertragen. Man könnte auch sagen: Indirekt Grillen ist Backen.

Im Park macht man kein solches Bohei, doch das Fleisch sollte saftig und zart sein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, nicht allzu dicke Stücke zu grillen. Ich war ziemlich begeistert von den leckeren, selbst marinierten Hähnchenstücke, die Mazze mitgebracht hatte.

Rezept

  • 2 Hähnchenbrüste je 200 g
  • je eine kleine Zwiebel und Knoblauchzehe
  • 1 EL Rosmarin (getrocknet)
  • 50 g Mayonnaise
  • ½ TL Salz
  • 1 MSP Pfeffer

Das Fleisch horizontal in je zwei flache Stücke und diese in je drei kleine Schnitzel schneiden. Zwiebel und Knoblauch abziehen und fein würfeln. Alle Zutaten in einen Gefrierbeutel geben, gut vermischen und 24 Stunden im Kühlschrank marinieren lassen. Die Hitze des Grills ist perfekt, wenn man die Handfläche drei Sekunden etwa einen Zentimeter über dem Rost halten kann, ohne dass man sie panisch zurückziehen muss. Das Fleisch ca. 2–3 Minuten je Seite grillen.

Mazze legt das Fleisch übrigens nicht in Mayonnaise sondern einfach Olivenöl ein. Das geht auch. Nach meiner Erfahrung haftes die Mayonnaise aber etwas besser am Fleisch und auch die leichte Säure passt geschmacklich recht gut.

Zum Abschluss noch eine Notiz an mich selbst:

Wie haben wir es damals eigentlich geschafft, stundenlang im Schneidersitz auf einer Decke zu sitzen? Ich muss unbedingt zwei klappbare Campingstühle kaufen. Wir sind ja schließlich keine 20 mehr.

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