Damit das wichtigste Küchenwerkzeug endlich aus seinem Schattendasein geholt wird
„Schatz, ich habe uns etwas Leckeres geschnitten.“ Was ungewöhnlich klingt, ist genau genommen das, worum es beim Kochen geht. So richtig aktiv werden wir beim Zerkleinern der Zutaten. Das anschließende Erhitzen erfordert für gewöhnlich wenig Aktivität.
Vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass scharfe Küchenmesser eine große Faszination auf mich ausüben. Für mich völlig unverständlich fristet das Thema im hiesigen Kochbuchmarkt allerdings ein Schattendasein. Es kann doch nicht sein, dass es mehr Bücher über vegane Cupcakes als über das wichtigste Werkzeug der Menschheit gibt?!
Zum Glück kommt jetzt etwas Bewegung in die Sache, denn vor etwa eineinhalb Jahren konnte ich einen großen Verlag von meiner Idee überzeugen, ein Kochbuch rund ums Thema „Küchenmesser“ zu veröffentlichen. Und so habe ich mich euphorisch an den Schreibtisch gesetzt, um das alles in unterhaltsamer und verständlicher Art und Weise auf den Punkt zu bringen. Spätestens beim Eisen-Kohlenstoff-Diagramm erwies sich die Aufgabe als recht komplex: Wie weit geht man ins Detail, wenn es beispielsweise um Stahl geht, dem Stoff, aus dem die meisten Küchenmesser gefertigt werden? Wussten Sie, dass die angeblich rostfreie Version davon gar nicht rostfrei ist? Zumindest nicht unter allen Umständen. Genau deswegen sollen die Messer auch nicht in der Spülmaschine landen.
Ein gutes Jahr verging zwischen textender Euphorie, Zaudern und Zerknüllen. Doch seit dieser Woche ist das Buch mit dem unmissverständlichen Titel „Küchenmesser“ überall im Buchhandel erhältlich. Neben der Auswahl des für den jeweiligen Einsatz perfekten Küchenmessers und wie man die Klingen am besten scharf hält, geht es um die richtigen Schnitttechniken. Als Ergänzung dazu 40 Rezepte, bei denen viel zerkleinert werden muss: das kulinarische Trainingsprogramm, visuell abgeschmeckt mit wunderbaren Fotos von Sebastian Schollmeyer.Mein zugegebenermaßen klischeehaftes Marketingkonzept zu dem Ganzen sieht nun folgendermaßen aus: Wer gerne kocht, sich in der Küche aber bisher mit stumpfen Klingen herumärgern musste, schenkt das Buch einem Familienmitglied mit hoher Werkzeug-Affinität. Der heimische Facility-Manager wird sozusagen zum „Herrn der Klinge“, zum „Meister der Messer“. Das ergibt eine klassische Win-win-Situation und im besten Fall steigt der Schärfspezialist sogar zur Schnippelhilfe auf. Sie müssen dann nur aufpassen, dass Sie nicht irgendwann aus der Küche verdrängt werden, denn glauben Sie mir: Mit scharfen Klingen, macht auch dem größten Kochmuffel das Kochen Spaß.Es bleibt abschließend die Frage: Taugt das Thema für einen kommerziellen Erfolg? Ich bin da guter Dinge, denn wer hätte gedacht, dass Bücher über charmante Därme oder miteinander kommunizierende Bäume zu Bestsellern werden.